Artikel aus der Lippischen
Landes-Zeitung Nr. 82 Freitag, 6.
April 2007 |
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Die
Ursprünge liegen an der Velmerstot |
Leichtathletik:
40 Jahre Volkslauf in Ostwestfalen – Lippe
- Ein historischer Rückblick |
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VON PETER GEHRMANN • Kreis Lippe. Als am 31. März in Leopoldstal der Startschuss zum diesjährigen Velmerstot Volkslauf gefallen ist, schloss sich ein
Kreis, der vor 40 Jahren an gleicher Stelle einmal eröffnet wurde. Im
Frühjahr 1967 wurde im Rahmen der Lippischen Waldlaufmeisterschaften erstmals
ein Volksmarsch für jedermann veranstaltet, der mit fast 500 Teilnehmern ein
Riesenerfolg wurde und gleichzeitig die stolze Tradition der Volksläufe in
Ostwestfalen und Lippe eröffnete. Millionen Volksläufer- und Geher sind
in diesen 40 Jahren in Lippe und Ostwestfalen an den Start gegangen. Die Saat
fiel auf guten Boden. Bevor der Volkslaufgedanke im damaligen Kreis Detmold
als die geeignete Saat auf guten Boden fallen konnte, waren die
laufsportlichen Voraussetzungen dort denkbar günstig. Es gab eine solide
Läuferszene, vor allem im Polizeisportverein
Detmold und in der TG Lage. Zu dieser stießen aus den umliegenden kleineren
Vereinen u.a. der Diestelbrucher Langstreckler Harald Meierjohann
und der Leopoldstaler Nachwuchsmann Horst Böke. Was die organisatorische Seite der Leichtathletik
betraf, hatte man in diesen Jahren in dem Detmolder Wilhelm Rinne einen
engagierten Kreisleichtathletik-Obmann. Sehr wichtig für den Laufsport aber
war damals der Vorsitzende des Kreissportbundes, der Hiddeser
Lehrer Fritz Mahlmann, unter dessen Federführung
u.a. die alljährlichen Frühjahrswaldlaufmeisterschaften ausgetragen wurden.
Als dritten sehr engagierten Funktionsträger jener Jahre muss man den
Detmolder Karl Materna nennen, der als Kampfrichter-Obmann
in alle Laufveranstaltungen sehr intensiv eingebunden war. Zu einem für damalige Verhältnisse
ungewöhnlichen Schritt entschloss sich 1966 Fritz Mahlmann:
Als die Position des Kreissportwartes unvorhergesehen vakant wurde, bat er
mich als aktiven Läufer vom PSV Detmold, diese Position bis zur nächsten Wahl
kommissarisch zu besetzen. So war erstmals ein Aktiver im Vorstand des
vereinsübergreifenden Kreissportbundes. Seitens der damaligen Funktionsträger
im Kreis Detmold war also der Acker für die schon bald gestreute Saat
„Volkslauf“ bestens bestellt. In Bobingen und Bad Hersfeld begann
es. Die süddeutschen Laufenthusiasten Otto Hosse
und Walter Gelke schufen damals den
Durchführungsmodus zum heute immer noch bestehenden Volkslaufkonzept. Nachdem
es in Bobingen und Bad Hersfeld zu den beiden ersten deutschen Volksläufen
gekommen war, organisierte man 1966 in Bremen eine erste
Volkslauf-Veranstaltung im Norden. „Das müssen wir auch machen" Von der Teilnahme daran kam ich mit
den lippischen Läufern Harald Meierjohann und Horst
Böke begeistert mit dem Gedanken zurück: „Das
müssen wir bei uns in Lippe auch machen!" Eine komplette Veranstaltung
kurzfristig aus dem Boden zu stampfen, dafür sahen wir noch keine Chance. Wir
waren junge Aktive und somit noch nicht die maßgeblichen Entscheidungsträger
in ihren Sportvereinen. Doch einen Versuch, den Volkslauf-Gedanken in eine
existierende Laufveranstaltung einzuflechten, könnte man schon vor schlagen -
und notfalls mit eigener Kraft realisieren. Die Frühjahrsveranstaltung des darauf
folgenden Jahres bot sich für die Idee an. Schließlich fand der in Horst Bökes Stammverein, TSV Leopoldstal,
statt, dessen Organisation mit den engagierten Vorsitzenden Manfred Hinnenthal an der Spitze als leistungsstark und flexibel
bekannt war. Mit diesem zusammen rührte Horst Böke
sofort die Werbetrommel in Leopoldstal. Harald Meierjohann und ich fanden beim Kreissportbund
Vorsitzenden Fritz Mahlmann spontan ein offenes Ohr. In einem waren sich die Pioniere der
Bewegung in Ostwestfalen einig: Man wollte und würde den traditionellen
Frühjahrswaldlauf des Kreissportbundes nicht durch einen kompletten
Volksevent ersetzen können. Die lippischen Waldlaufmeisterschaften waren
schließlich eine gute Tradition. Das Programm von den Schülerläufen bis zur
Meisterklasse sollte unverändert beibehalten werden. Am Mittag des
Veranstaltungstages sollte allen Bewegungsfreudigen die Gelegenheit gegeben
werden, eine Zehn-Kilometer-Strecke im flotten Schritt zurückzulegen. Manche
Skeptiker und Bedenkenträger winkten mit dem Bemerken ab: „Ihr bekommt keine
20 Mann auf die Beine." Doch die Mehrheit stimmte zu, und Fritz Mahlmann machte den jungen Initiatoren den Rücken stark. Horst Böke
hatte als heimischer Läufer sofort eine geeignete Strecke rund um den Knieberg parat. Dazu kam die erfreuliche Tatsache, dass
die Leopoldstaler sich mit der Idee sofort
identifizierten. Bürgermeister Priß meldete sich
spontan als Marschierer und zog viele mit an den Start. Zusammen mit Harald Meierjohann knüpfte ich werbend zahlreiche Kontakte bis
hin zu Behörden und Politik. Als sich letztlich Landrat Paul Pankoke, Oberkreisdirektor Hilmar Lotz und
Landtagsabgeordneter Heinz Wegener in die Startliste eintrugen, gab es bald
kein Halten mehr. Viele, ob Sportler oder nicht, wollten dabei sein. Die
Briten, die Bundeswehr und die Polizei schickten ihre Teams. Bald waren aus
den „kaum 20", die man orakelte, über 400 Volksmarschierer geworden. Strahlender Sonnenschein begrüßte am
Sonntag, 7. Mai 1967, die Frühjahrswaldläufer und Volksmarschierer: Eine neue
Stimme klang aus dem Platzlautsprecher. VolksmarschMitorganisator
Harald Meierjohann wollte die neu gestaltete
Veranstaltung selbst kommentieren und hatte damit seinen ersten Einsatz als
Ansager. Diese Ansagerfunktion bei Volksläufen in
Lippe hielt er gekonnt wie sachkundig bis heute aufrecht,"
und erreichte dadurch im Laufe der Jahre als „Der lippische
Volkslaufansager" echte Popularität. Es ist nicht mehr bekannt, wer
eigentlich den Startschuss zum Volksmarsch abgegeben hat. Ein Prominenter war
es jedenfalls nicht, denn angefangen vom TSV-Vorsitzenden Manfred Hinnenthal bis hin zum Landrat standen diese schließlich
alle im Teilnehmerfeld hinter der Startlinie. An der Spitze der fast 500
Volksmarschierer lieferten sich die Paderborner Geher Peter Potthast und
Karl-Heinz Spang ein heißes Rennen mit
wohltrainierten Konkurrenten aus Salzgitter und Bielefeld. Letztlich gewann
Potthast vor Spang. Bereits auf dem Leopoldstaler Zielgelände entwarfen die Lauf-und
Wanderfans der Region ihre Pläne zur Fortführung des Volkslaufgedankens. Die maßgeblichen Entscheidungsträger
im Kreissportbund, Fritz Mahlmann und Karl Materna, beschlossen, den Frühjahrswaldlauf in Hiddesen zu einem kompletten Volkslauf- und Volksmarsch
umzugestalten und eröffneten damit die lange Hiddeser
Volkslaufserie. Immo Herden, damals aktiver Mittelstreckenläufer beim PSV
Detmold, begann in den folgenden Jahren eine lange Karriere als Veranstalter.
Angefangen mit Volksläufen an den Externsteinen und
später in Augustdorf weitergeführt organisierte er für den PSV bis heute
zahlreiche Veranstaltungen. Herden, nunmehr Pensionär, publiziert
alljährlich einen ostwestfälischen Volkslauf-Kalender und leistete viel
Pionierarbeit, wenn es um technische Verbesserungen in der
Volkslauforganisation ging. Überall in OWL kam es zu langen Volkslaufserien
so wie in Bielefeld, Hörste, Friedrichsdorf, Bad
Salzuflen, Silixen und Vinsebeck.
Als leuchtender Stern im OWL-Volkslauf entwickelte sich der 1972 ins Leben
gerufene Hermannslauf. Aus den überwiegend in
freier Landschaft ausgetragenen traditionellen Volksläufen heraus entstanden
später die abendlichen Stadtläufe, von denen die „Nacht von
Borgholzhausen" und der Wiedenbrücker Christkindl-Lauf die größte Beliebtheit erlangten. |